Am 12.03.19 befreiten fünf Feuerwehren gemeinsam zwei schwerst eingeklemmte Lkw-Fahrer.

Es kam nur ein einziger Notruf zu einem Lkw-Unfall mit qualmendem Fahrzeug auf der A99 Richtung Stuttgart, unmittelbar vor der Anschlussstelle Hohenbrunn. Die Feuerwehreinsatzzentrale alarmierte um 15.44 Uhr nach Alarmplan bei „Verkehrsunfall – Person eingeklemmt im Lkw“ die zuständige FF Ottobrunn und die FF Hohenbrunn sowie den Kran der BF München. Als die beiden First Responder bereits nach 5 Minuten die Unfallstelle erreichten, sah Kommandant Eduard Klas folgende Lage mit vier Lkw: Ein Betonmischer war auf einen Sattelauflieger bis zum Anschlag an die Aufliegerachsen aufgefahren. Der Auflieger hing schief auf dem Fahrgestell des Betonmischers. Dessen Fahrerhaus war nach hinten an die Mischertrommel gepresst worden und der Fahrer darin schwerst verletzt eingeklemmt. Der Sattelzug wiederum war auf den davorstehenden Sattelzug geschoben worden. Auch hier war das Fahrerhaus durch Aufprall nach hinten gedrückt und der Fahrer schwer verletzt eingeklemmt worden. Davor standen weitere zwei Sattelzüge. Nur der vorderste konnte mit eigener Kraft auf Aufforderung von Klas von der Unfallstelle wegfahren.

Unverzüglich ließ Klas nochmals alle Alarmschleifen sowie die Sirenen in Ottobrunn und Hohenbrunn auslösen und forderte einen Rüstwagen RW 2 sowie ein weiteres HLF 20 nach. Alarmiert wurden die FF Putzbrunn und FF Taufkirchen. Da die Autobahn komplett gesperrt war, brauchte sich ein Großteil der Einsatzfahrzeuge nicht durch den Rückstau und die nur unzureichend gebildete Rettungsgasse quälen. Sie konnten an der Anschlussstelle Hohenbrunn für etwa 100 Meter entgegen der Fahrtrichtung auffahren. Von Anfang an teilte Klas die Einsatzstelle in zwei Abschnitte: Den weißen Sattelschlepper und den roten Betonmischer. An ersterem arbeiteten die FF Hohenbrunn mit Unterstützung aus Putzbrunn, Ottobrunn und Taufkirchen, am Betonmischer die FF Ottobrunn.

Den vorderen Sattelzug zog der Kranwagen mit seiner Winde weg, damit die Einsatzkräfte an das Fahrerhaus des weißen MAN gelangen konnten. Ein Teil seiner Ladung, die aus Senf in verschiedenen Gebindegrößen, vom Gläschen bis zum 300 Liter fassenden Container bestand, hatte sich auf der Fahrbahn verteilt. Ein großer Haufen Gläser, Scherben und Senf behinderten das Aufstellen des Rettungsgerüsts und den Zugang zum Fahrerhaus und musste von den Einsatzkräften weggeschaufelt werden. Während die Feuerwehr mit Rettungszylindern die Kabine auseinanderdrückte, versorgte der Rettungsdienst den Verletzten. Knapp eine Stunde nach der Alarmierung war der Fahrer befreit.

Noch kritischer war die Lage am Betonmischer. Im Bereich des Motors brach mehrmals ein kleiner Brand aus, der sofort abgelöscht wurde. Der Winde mit 80 kN Zugkraft des WLF gelang es mit Hilfe einer losen Rolle und dem LF 20 als Festpunkt, die Zugkraft zu erhöhen und den Mischer um etwa 50 Zentimeter nach hinten zu ziehen. Diese Maßnahme brachte etwas mehr Platz für die Befreiung. Mit drei Hydraulikzylindern wurde diese Kabine auseinandergedrückt. Mit dem Schere und der Säbelsäge zerkleinerten die Einsatzkräfte die Einbauten im zusammengequetschten Fußraum, um den Fahrer zu befreien. In diesen beengten Platzverhältnissen bewährten sich wieder einmal die akkubetriebenen Rettungsgeräte sehr, weil keine störenden Hydraulikleitungen verlegt werden mussten. Zusätzlich ging der Kran der BF München in Stellung, um den kippelig auf dem vorderen Betonmischerfahrgestell liegenden Auflieger anzuhängen und zu stabilisieren. Nach exakt 60 Minuten war es geschafft! Die Notärzte übergaben die beiden Schwerstverletzten an die Besatzung von zwei Rettungshubschraubern.

Nach Abschluss der Rettungsarbeiten rief Einsatzleiter Klas alle etwa 90 Einsatzkräfte zu einer Besprechung zusammen. Er dankte Allen für ihren starken Einsatz, die tolle Leistung und die enge Zusammenarbeit. Am Betonmischer erläuterte er seine Erkenntnisse aus der Lageerkundung, seine Entscheidungen und die durchgeführten Maßnahmen. An der weißen Sattelzugmaschine gab der Abschnittsleiter von der FF Hohenbrunn einen Überblick über die dort geleistete Arbeit. An der sich bis weit in die Nacht ziehenden Bergung der Lastwagen und der Senf-Ladung war das THW München-Land beteiligt. Der ABC-Zug München-Land pumpte den Kraftstoff aus den Fahrzeugtanks ab. Um 18.03 Uhr rückte die FF Ottobrunn wieder ein. 52 Ottobrunner Kameraden waren zum Einsatz erschienen  – eine sehr respektable Anzahl!

Dank an FIREFoto Thomas Gaulke für die Zurverfügungstellung von Fotos von der Einsatzstelle.

Über ein Rettungsgerüst haben sich die Einsatzkräfte Zugang zum eingeklemmten Fahrer im Sattelzug aufgebaut. FIREFoto Thomas Gaulke

Rettungsarbeiten in der zwischen Sattelauflieger und Mischertrommel zusammengedrückten Kabine. Ein Trupp von LF 16/12 steht mit Wasser am Strahlrohr zur Brandbekämpfung bereit.

Ein Teil der Ladung aus Senfgläsern ist auf die Straße gefallen und behinderte die Rettungsarbeiten.

Der schief und kippelig auf dem Betonmischerchassis stehende Auflieger wird am Kran gesichert während die Befreiung des Fahrers läuft. FIREFoto Thomas Gaulke

Rettungszylinder drückten die Fahrerhäuser auseinander, um Platz für die Rettung zu schaffen und den Fahrer zu entklemmen. FIREFoto Thomas Gaulke